?
Tooltip
searchfield
main navigationwww.rispens.de
looking glass
Korrekturen für das Kapitel "Einstein und Debye"
Das Kapitel "Einstein und Debye" bedarf einiger historischer Korrekturen [1]. 
 
1. Debyes niederländische Nationalität und der Nobelpreis 
Im Buch wird die Hypothese aufgestellt, dass Debye bei seiner Berufung als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin (1935-1936) seine niederländische Nationalität behalten wollte, weil er dachte, dies würde ihm einen möglichen Interessenkonflikt bei einer künftigen Nobelpreisverleihung ersparen (Seite 175). Diese Darstellung ist aus mehreren Gründen historisch fragwürdig: 
Somit hat Debyes Festhalten an seiner holländischen Nationalität wahrscheinlich nichts mit der Nobelpreisvergabe zu tun. Die Frage nach den Gründen dafür bleibt damit bis auf Weiteres ungeklärt. 
 
 
2. Debyes mögliche Rückkehr nach Berlin 1941 
Peter Debye hat, nachdem er 1940 nach Amerika emigriert war, in Telegrammen und Briefen nach Berlin wiederholt seine Bereitschaft signalisiert, seine Position als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts "zu den alten Bedingungen" wieder aufnehmen zu wollen. 
  Obwohl in meinem Buch die Frage, ob Debye dies nun wirklich vorhatte oder nicht, offen bleibt, ist bei manchen Lesern der falsche Eindruck entstanden, er habe aus Überzeugung und Sympathie mit dem nationalsozialistischen Regime wieder nach Berlin zurückkehren wollen. 
  Dies ist aber unrichtig.
  Erstens hat Debye sich niemals als aktiv politischer Anhänger des Nazi-Regimes hervorgetan oder sich dementsprechend geäußert. Es ist daher kaum anzunehmen, dass er, als er bereits in Amerika war, zu einem Anhänger der Nazi-Ideologie geworden ist. 
  Zweitens waren Debyes Tochter und seine Schwägerin in Berlin geblieben. Beide wohnten in seiner Dienstwohnung. 
  Debyes mehrmals bekräftigte und historisch gut belegbare Bereitschaft, nach Berlin zurückzukehren, sollte deshalb als strategische und nicht als ideologische Äußerung verstanden werden. 
  Neue historische Forschungen belegen, dass es Debye tatsächlich darum ging, die Dienstwohnung für seine Familienmitglieder zu sichern, aber auch darum, sich eine Rückkehr als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik als durchaus reale Option offen zu halten. [2] 
 
Die Hauptlinien der Darstellung sind, was die Beziehung zwischen Einstein und Debye angeht, von diesen Korrekturen nicht betroffen. 
 
[1] Siehe Eickhoff, Martijn. In naam der wetenschap? P. J. W. Debye en zijn carriëre in nazi-Duitsland, Amsterdam: Niod, 2007, Seite 14. 
[2] Idem, Seite 168.